Lipödem: Eine schlimme Krankheit – kein Schönheitsfehler!

Was ist ein Lipödem?

Eine schlimme Krankheit – kein Schönheitsfehler!

Gefäßspezialisten sind sich heute einig darüber, daß das Lipödem eine echte Krankheit und nicht etwa „nur“ eine Befindlichkeitsstörung oder eine konstitutionelle Variante darstellt. Die betroffenen Patienten leiden in den allermeisten Fällen unter erheblichen seelischen Problemen.

Was ist ein Lipödem?

Beim Lipödem handelt es sich um eine fast ausschließlich bei Frauen vorkommende, beidseitige symmetrische, „reithosenartige“ Schwellung der Beine („Reiterhosenphänomen“) das in mehreren Stadien vorkommt.

In den ersten Stadien findet sich nur eine fettreiche Schwellung im Bereich der Hüften, welche sich dann von der Hüfte aus in Richtung Beine bis in den Bereich der Knieeausdehnt. Auch knieabwärts kann die säulenartige Verformung zunehmen und man spricht dann vom „Suavenhosen“-Syndrom. Die Knöchel bleiben meist frei. Im Bereich des Unterschenkels kommt es aber zu lappenartigen Fettablagerungen. Wenn das Krankheitsbild ausgeprägt ist, kommt es zusätzlich auch zu einem Lipödem der Arme. In über 30 % der Fälle sind die Oberarme betroffen.

Bei Lipödem-Patienten kommt es im Laufe der zweiten Tageshälfte meist zu einem zusätzlichen Ödem, vorwiegend im Bereich der Unterschenkel und der Knöchel. Vielfach sind Lipödeme spontan schmerzhaft.

Ärzte, die mit diesem Krankheitsbild zu tun haben, sprechen von einer Lipodystrophia dolorosa. Schon bei leichtem Druck klagen die Patientinnen über starke Schmerzen im Bereich der Unterschenkel bzw. im Bereich der betroffenen Körperregionen. Auf Druck bleiben im Gegensatz zum Lymphödem keine Dellen stehen.

Eine weitere Komplikation sind Blutergüsse im Unterhautfettgewebe. Vielfach gesellen sich auch Besenreiser zu dem Krankheitsbild noch hinzu.

Aufgrund der Deformitäten, insbesondere bei einem „Reiterhosenlipödem“ und bei ansonsten völlig schlanken Frauen, leiden die Patientinnen meist erheblich unter seelischen Problemen. Sie zeigen sich nicht im Freibad, sie scheuen die Öffentlichkeit, sie tragen keine modische Kleidung. Die meisten Patientinnen tragen weite lange Röcke, um ihre Beine zu verbergen. Oft führt das Lipödem auch zu Faltenbildungen, die wiederum zu erheblichen Gehbehinderungen führen können.

Wenn man bei den betroffenen Patienten die Lymphgefäße untersucht, so stellt sich heraus, daß diese nicht geradlinig verlaufen, sondern deutlich korkenzieherartig. Die Lymphgefäße und die sogenannten Lymphsammelgefäße werden durch das Fettgewebe in der Unterhaut verdrängt. Die lymphatische Transportkapazität wird reduziert. Die Lymphe bleibt oft poolartig in der Unterhaut liegen.

Ein Lipolymphödem stellt die Kombination einer Fettverteilungsstörung und einer sekundären Schädigung des Lymphsystems dar.

Bei vielen Patienten finden sich auch Zeichen einer „Orangenhaut“ oder Zeichen des „Matrazenphänomens“. Insbesondere im Bereich der Oberschenkel und im Bereich des Poos kommt es zu einer Verstärkung des Bindegewebes im Bereich des Unterhautfettgewebes. Während beim Lipödem die Dicke der Hautfalte normal ist, findet sich beim Lymphödem immer eine Faltendicke von größer 2 cm. Die Ausbildung einer Orangenhaut ist beim Lymphödem nicht möglich, beim Lipödem jedoch sehr ausgeprägt.

Der Zustand, der vom Volksmund oft als „Cellulitis“ bezeichneten Veränderungen sind oft das Initialstadium bereits eines Lipödem. Wir beobachten immer wieder, daß die betroffenen Patienten auch durch eine verstärkte Nahrungsaufnahme stark übergewichtig werden. Weitere Krankheitsfolgen sind dann Arthrosen im Bereich der Knie- und Hüftgelenke sowie Plattfüße.

Die Beschreibung dieses Gesamtbefundes zeigt, daß das Lipödem kein „Schönheitsfehler“ ist. Es handelt sich um ein sehr schweres Krankheitsbild.

Gänzlich unbehandelt entwickelt sich aus einem „weichen Lipödem“ zunächst ein Lymphödem, später das Endstadium einer schweren Liposklerose (Verhärtung des Unterhautfettgewebes).

Quelle: Deutsche Gefäßliga e.V.
https://web.archive.org/web/20130523131106/http://www.deutsche-gefaessliga.de/lipoedem.html

Abgerufen am 07.10.2016 um 11.00 Uhr

Oktober 7th, 2016 by